Mit dem European AI Act ist 2024 ein Meilenstein gesetzt worden: Europa reguliert Künstliche Intelligenz erstmals umfassend. Ziel ist es, vertrauenswürdige und sichere KI-Systeme zu schaffen – und gleichzeitig Innovation zu ermöglichen. Auch der Tourismus ist davon betroffen.
Was der AI Act bedeutet
Der AI Act ist die weltweit erste KI-Verordnung und definiert, was bei der Entwicklung und Nutzung von Künstlicher Intelligenz in Europa künftig erlaubt, verpflichtend oder verboten ist. Besonders wichtig: Es geht um Risiken. Je kritischer ein System für Menschenrechte oder Sicherheit eingestuft wird, desto strenger die Vorgaben. Aber nicht nur Tech-Konzerne sind angesprochen – auch Betriebe, Destinationen sprich wir alle als Tourismusorganisationen müssen uns entsprechend vorbereiten.
Artikel 4: KI-Kompetenz wird Pflicht
Ein zentraler Punkt: Artikel 4. Dieser verpflichtet Organisationen, die KI-Systeme betreiben oder entwickeln, für ausreichend Kompetenz im eigenen Haus zu sorgen. Das heißt im Klartext: Wer KI nutzt, muss auch verstehen, wie sie funktioniert – und welche Risiken damit verbunden sind.
Und was bedeutet das für Österreichs Tourismusbranche?
Kurz gesagt: Weiterbildung wird Pflicht, wie genau und in welchem Umfang diese ausgestaltet werden muss, ist individuell zu klären und hängt von der Strategie des Unternehmens und von der Art der eingesetzten KI-Systeme ab. Wir alle als Tourismusdestinationen müssen uns künftig aktiv mit dem Thema auseinandersetzen. Als grobe erste Schritte empfiehlt sich:
- Zunächst eine Bestandsaufnahme der aktuell eingesetzten KI-Systeme durchzuführen und eine Strategie für deren zukünftige Nutzung zu entwickeln. Das ist insbesondere wichtig, weil Künstliche Intelligenz bereits aktuell Bestandteil von vielen Softwareprodukten ist: vermutlich öfters, als einem auf den ersten Blick bewusst ist.
- Ebenfalls wichtig in diesem Zusammenhang ist die Einführung von KI-Richtlinien im Unternehmen, sofern solche noch nicht bestehen. Muster-KI-Richtlinien werden etwa von der WKO angeboten (https://www.wko.at/ki). Unsere ÖW-internen Richtlinien hab ich mal in einem Blogbeitrag hier zusammengefasst.
- Ein weiterer Punkt ist die Erarbeitung eines Schulungs- und Wissensvermittlungskonzepts. Als Best Practice sehe ich auch hier einen Fokus auf praxisorientiertes Lernen sinnvoll: Regelmäßiges Testen und Evaluieren neuer Systeme in Hinblick auf unternehmensinterne Use-Cases und Feedback einholen ist im besten Fall der wichtigste Teil eines solchen Konzepts. Auch unser KI-Radar (siehe unten) kann sicher eine Hilfestellung sein.
Wie genau diese KI-Komeptenz-Pflicht in der Praxis bedeutet, wird sich zeigen. Wichtig ist jedenfalls mal eine proaktive Herangehensweise.
Wo finde ich Hilfe?
Für rechtliche und sehr ausführliche Informationen zum AI Act empfiehlt sich die RTR KI-Servicestelle: sie dient als zentrale Anlaufstelle für alle, die rechtliche Orientierung zur KI-Regulierung in Österreich suchen.
👉 www.rtr.at/ki-servicestelle
👉 Direkt zum AI Act
Wie wir als Österreich Werbung gemeinsam mit dem Destinations-Netzwerk Austria (dna) vorangehen
Wir haben erkannt, dass es mehr braucht als ein kurzes Webinar oder dieser Blogartikel. Unser Anspruch ist es, Wissen aufzubauen, Orientierung zu geben und den Strukturwandel im Tourismus aktiv zu begleiten. KI ist eine Riesen-Chance in unserer Branche und sollte zur Priorität von uns allen gemacht werden. Ich sehe dieses Thema aber als gemeinschaftliches Projekt im Tourismus. Am Besten gelingt es, wenn alle Stakeholder:innen zusammen daran arbeiten. Deshalb setzen wir auf verschiedenste Initiativen in diesem Bereich:
- KI-Radar: Wissen sichtbar machen und in die Anwendung bekommen
Das KI-Radar ist unsere laufende, zentrale Initiative. Es macht Trends, Tools und Entwicklungen rund um Künstliche Intelligenz im Tourismus sichtbar – für alle Interessierten. Wir kuratieren, erklären, geben Denkanstöße und regen zur Anwendung an. Zusätzlich bieten wir Deep-Dive-Formate für alle, die tiefer einsteigen wollen. Das KI-Radar ist kein einmaliges Projekt, sondern ein lebendiger Wissensspeicher, der mit der Branche mitwächst. Auf unserer Community Change Tourism Austria kann man sich dann auch darüber informieren, welche best Cases es schon gibt von anderen Stakholder:innen: vorbeischauen und mitmachen lohnt sich immer.
👉 KI-Radar auf austria.info
👉 ChangeTourism Austria – Innovations-Community
👉 Deep Dive zum KI-Radar
- AI-Buddy: Kompetenz sichtbar machen (in Planung)
In einem Pilotprojekt entwickeln wir gemeinsam mit verschiedenen Entwicklungspartner:innen, wie auch dem Destinations-Netzwerk Austria, einen digitalen AI-Buddy. Das Ziel: ein System, das Destinationen hilft, ihr KI-Know-how einzuschätzen, gezielt auszubauen und Fortschritte zu tracken. Der AI-Buddy richtet sich an unterschiedliche Rollen und Lernstile und wird so zum persönlichen Lerncoach auf dem Weg zur KI-Kompetenz.
- TÜV-Lehrgang: Rechtliche Sicherheit schaffen (in Planung)
In Kooperation mit TRUSTIFAI und der TÜV AUSTRIA Akademie entsteht aktuell ein praxisnahes Schulungsformat: der zertifizierte „KI-Manager:in für Tourismus“. Dieses Format ist in Zukunft für alle interessant, die tiefer eintauchen möchten in das Thema „Trustworthy AI“. Die Teilnehmer:innen lernen, wie sie den AI Act anwenden, Risiken bewerten und KI-Systeme verantwortungsvoll betreiben – abgestimmt auf den touristischen Kontext. Auch hier wird in einem Pilotprojekt daran gearbeitet. In Zukunft ist geplant, dass TrustifAI und der TÜV diesen Kurs in sein Repertoire aufnimmt.
Fazit: Jetzt ist der richtige Moment
Der AI Act ist nicht das Ende der Innovationsfreiheit – sondern ihr Rahmen. Wer jetzt handelt, verschafft sich einen Vorsprung. Mit dem KI-Radar, Pilotprojekten wie dem AI-Buddy und praxisnahen Formaten bauen wir gemeinsam mit der Branche Kompetenz auf, die über reines Wissen hinausgeht: handlungsfähig, reflektiert und zukunftsfit.